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Nachgefragt: Was macht eigentlich … ein Baustellenkaufmann?

Jochen Bröckel arbeitet als Baustellenkaufmann bei der AKN. Im Projekt S5 prüft er die Rechnungen, klärt mit der Projektleitung mögliche Ungereimtheiten und hat immer die aktuelle Kostenbilanz.

Im Interview erzählt er, wie er von einem Lebensmitteldiscounter in Süddeutschland zu einem Eisenbahnverkehrsunternehmen im hohen Norden gekommen ist, wo im Projekt S5 die größten Kosten anfallen und warum es für seinen Bürojob wichtig ist, auch mal Baustellenluft geschnuppert zu haben.

Jochen Bröckel hatte schon immer eine Affinität zu Zahlen und prüft beim Projekt S5, dass die auch bis zur letzten Kommastelle stimmen.

5 Fragen an Jochen Bröckel

Wie sind Sie zum Beruf des Kaufmanns gekommen? Und wie zum Projekt S5 der AKN?

Zahlen haben mich schon immer begeistert. Mathe war mein liebstes Schulfach. Also habe ich eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann bei einem Lebensmitteldiscounter in Metzingen bei Reutlingen gemacht und dann ein Bachelorstudium in Energie- und Ressourcenmanagement. Danach habe ich fünf Jahre bei einem Erdentsorger in Heilbronn gearbeitet, bevor es mich in den Norden verschlagen hat – der Liebe wegen. Da habe ich dann fünf Jahre als Bauüberwacher und Kaufmann bei einer Firma gearbeitet, die deutschlandweit Strommasten baut. Da mir das Nomadenleben, das ständig auf Achse sein, irgendwann zu viel wurde, bin ich zur AKN gewechselt. Und hier war mein erstes Projekt gleich ein ganz großes: die Elektrifizierung der S5.

Welche Herausforderungen sind beim Projekt S5 für Sie aufgetreten?

Die größte Herausforderung für mich war, erstmal den Überblick zu bekommen. Das Projekt wurde zehn Jahre kaufmännisch von anderer Hand geplant, bevor ich dazugestoßen bin. Sich da zurechtzufinden war nicht leicht. Außerdem war es für mich zuerst eine Umgewöhnung von der freien Wirtschaft zum öffentlichen Dienst. Hier bei der AKN sind die Vergabeverfahren anders strukturiert und vor allem viel transparenter.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus?

Der Tag startet klassisch: PC anschalten, E-Mails checken, Rechnungseingang anschauen. Falls in den E-Mails größere Anfragen aus der Politik dabei sind – also dem Verkehrsverbund Schleswig-Holstein oder der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende aus Hamburg – stimme ich mich mit dem Projektleiter ab. Ansonsten prüfe ich die Rechnungen: Sind die Preise richtig? Sind die Leistungen erbracht worden? Hat die Bauüberwachung sie freigegeben? Meistens gebe ich sie danach frei. In seltenen Fällen kommt es zu Nachverhandlungen, die übernimmt der Bauüberwacher.

Wofür fallen beim Projekt S5 die höchsten Kosten an?

Die mit Abstand größten Kosten entstehen beim Bau der Oberleitung selbst. Das Material ist nicht preiswert, Strommasten kosten viel und für jeden einzelnen Masten muss ein tiefes Loch gebohrt werden. Da kommt unglaublich viel Material und Manpower zusammen.

Was würden Sie jungen Menschen empfehlen, die in Ihrem Bereich arbeiten wollen?

Mir hat es sehr geholfen, dass ich vor meiner Zeit bei der AKN viel auf Baustellen gearbeitet habe. Dadurch habe ich ein klares Bild von den Abläufen vor Ort und verstehe die Prozesse. Ansonsten sind eine schnelle Auffassungsgabe und die bereits erwähnte Begeisterung für Zahlen wichtig. Wer Mathe gar nicht mag, ist woanders wahrscheinlich besser aufgehoben.