Nachgefragt: Was macht eigentlich … eine Bauoberleiterin für den konstruktiven Ingenieurbau?
Laura Kunze sorgt als Bauoberleiterin, seit dem 04.11.2024, für den konstruktiven Ingenieurbau für die effiziente Umsetzung der Arbeiten an den Ingenieurbauwerken im Projekt S5. Im Interview berichtet sie über ihren Wechsel von der Deutschen Bahn zur AKN, spricht über die Herausforderungen in ihrem Arbeitsalltag und teilt ihre persönlichen Highlights.

5 Fragen an Laura Kunze
Frau Kunze, was hat Sie dazu bewogen, als Bauoberleiterin bei der AKN Eisenbahn GmbH zu arbeiten?
Bevor ich vor gut einem Jahr zur AKN gewechselt bin, habe ich als Projektingenieurin im konstruktiven Ingenieurbau bei der Deutschen Bahn gearbeitet. Zu dem Zeitpunkt hatte ich Lust auf eine neue Herausforderung, und die AKN suchte jemanden für die Stelle, der bereits Erfahrung im Ingenieur- und Bahnbau mitbringt. So haben wir zueinander gefunden.
Das Projekt S5 hat mich zudem sehr angesprochen, da ich früher selbst auf der Strecke gependelt bin. Der Umstieg in Eidelstedt war oft nervenaufreibend. Daher stehe ich voll und ganz hinter den Projektzielen und freue mich, daran mitzuwirken, dass die Verbindung zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein zukünftig entspannter sein wird.
Können Sie uns einen Einblick in Ihren typischen Arbeitstag als Bauoberleiterin beim Projekt S5 geben? Welche Aufgaben stehen dabei im Fokus?
Einen typischen Arbeitstag gibt es nicht, da jeder Tag etwas anders ist und unterschiedlichste Themen anstehen. Grundsätzlich starte ich den Tag mit meinen E- Mails und organisatorischen Aufgaben. Danach folgen Besprechungen, Telefonate, Planungsthemen und Baustellenbesuche.
Zu meinen Aufgaben gehört die Begleitung der Bauausführung und Ausführungsplanung für die Ingenieurbauwerke, die im Rahmen des Projektes S5 angepasst, erneuert oder neugebaut werden. Ich überprüfe regelmäßig den Baufortschritt und stehe im ständigen Austausch mit unserer Bauüberwachung, den Baufirmen, unserem Generalplaner, den Behörden und weiteren Beteiligten.
In manchen Fällen ist auch eine Abstimmung mit anderen Eigentümern erforderlich, da nicht alle Ingenieurbauwerke auf der Strecke der AKN gehören. Manche gehören zum Beispiel der Deutschen Bahn, der Autobahn oder dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBVSH).
Zu meinen Aufgaben zählen außerdem die Begleitung der vertraglichen und behördlichen Abnahmen, die Mitwirkung bei Ausschreibungen, die Abwicklung des gesamten Projektabschlusses sowie die Bearbeitung von Mängelansprüchen im Rahmen der Gewährleistungsfristen.
Das klingt nach einer Menge Koordinationsarbeit. Können Sie uns einen Einblick geben, wie sie die Zusammenarbeit zwischen allen Stakeholdern gestalten?
Die Zusammenarbeit beim Projekt S5 erfordert eine enge Abstimmung sowohl intern als auch extern. Intern haben wir verschiedene Abteilungen und Fachdisziplinen, die sich regelmäßig in Abstimmungsrunden treffen. Extern habe ich in meiner Rolle überwiegend mit den zuständigen Behörden, dem Prüfstatiker oder den Eigentümern der Bauwerke zu tun. Hier finden bei Bedarf ebenfalls Abstimmungen statt.
Eine der größten Herausforderungen sind oftmals die zeitlichen Zwänge, besonders wenn es um die Ausführungsplanung geht. Wenn es hier kurzfristig zu Änderungen kommt, müssen sowohl der Prüfstatiker als auch die zuständige Behörde schnell mit ins Boot geholt werden, damit die Bauausführung nicht behindert wird.
Welches Projekt war bisher Ihr persönliches Highlight? Was hat es besonders gemacht?
Mein persönliches Highlight ist die höhenfreie Einfädelung in Eidelstedt, weil es zum einen das größte Projekt ist, das ich hier begleite, und es in dieser Funktion auch mein erstes eigenes Projekt ist. Es ist teilweise sehr herausfordernd, aber auch besonders lehrreich zugleich. Die anderen Maßnahmen im Projekt S5, die ich bisher begleitet habe, waren im Vergleich eher kleiner und nach ein paar Monaten abgeschlossen.
Besonders an dem Projekt ist auch unser Trogbauwerk, welches Teil der höhenfreien Einfädelung ist. Es unterscheidet sich von klassischen Trogbauwerken, die eher bei Unterführungen zu finden sind. Wir müssen mit dem Bauwerk einen Höhenunterschied von etwa 8 Metern überwinden, damit wir mit unserem Gleis auf die Ebene der S-Bahn gelangen.
Es besteht aus einer Sohle, zwei Wänden und sogenannten Zerrbalken, die die Zugkräfte aufnehmen und somit die Wände in Position halten. Das Bauwerk ist komplett mit Sand verfüllt und verdichtet, sodass sich an der Oberkante eine Rampe für das zweite Gleis bildet.
Das Ingenieurswesen ist traditionell ein männlich dominierter Bereich. Wie erleben Sie Ihre Rolle als Frau in diesem Umfeld?
Direkt auf der Baustelle ist es oftmals so, dass fast ausschließlich Männer vertreten sind. In anderen Bereichen, wie in den Ingenieurbüros oder auf Bauherrenseite, ist es meiner Erfahrung nach jedoch recht ausgeglichen. Auch während meines Studiums war das Verhältnis ziemlich ausgewogen.
Ich denke daher, dass sich das inzwischen etwas gewandelt hat und das Ingenieurswesen nicht mehr so stark männlich dominiert ist wie früher.