Technik im Detail: Die neue Gronaubrücke im Projekt S5
Mit dem Ausbau der S5 wurde auch die Strecke zwischen Quickborn und Ellerau zweigleisig ausgebaut. Ein zentrales Bauwerk: die neue Gronaubrücke. Sie wurde in drei Bauphasen vollständig erneuert. Dabei gab es technische Herausforderungen, praktische Lösungen und wichtige Erkenntnisse für kommende Projekte.

Im Rahmen des zweigleisigen Ausbaus im Projekt S5 entstanden neue Gleisanlagen und Brückenbauwerke. Hier ein Blick auf die Arbeiten im Bereich der Gronau.
Mit dem Ausbau der S5 wurde auch die Strecke zwischen Quickborn und Ellerau zweigleisig ausgebaut. Ein zentrales Bauwerk: die neue Gronaubrücke. Sie wurde in drei Bauphasen vollständig erneuert. Dabei gab es technische Herausforderungen, praktische Lösungen und wichtige Erkenntnisse für kommende Projekte.
Drei Bauphasen, ein Ziel
Die Arbeiten begannen im Januar 2023 und liefen in drei Abschnitten:
- Bauphase 1 (Januar bis August 2023) Neubau des ersten Brückenteils für das zweite Gleis
- Bauphase 2 (September 2023 bis September 2024) Restarbeiten und Gleisbau auf dem neuen Brückenteil bei laufendem Betrieb
- Bauphase 3 (September 2024 bis September 2025) Rückbau und Neubau des alten Brückenteils
In Phase 3 wurde das alte Bauwerk vollständig ersetzt. Zuerst erfolgte der Rückbau des Überbaus, also des tragenden Teils der Brücke, dann der Abbruch der sogenannten Widerlager. Ziel war eine einheitliche und zukunftssichere Konstruktion.
Was sind eigentlich Widerlager?
Widerlager sind massive Bauteile an den Enden einer Brücke. Sie verbinden das Bauwerk mit dem Boden und leiten die Lasten zuverlässig ab. Bei Eisenbahnbrücken wie der Gronaubrücke müssen sie besonders stabil sein. Sie tragen das Gewicht der Brücke und die Kräfte der Züge.
Spundwand-Widerlager und WIB-Überbau
Bei der Gronaubrücke kam eine spezielle Bauweise zum Einsatz. Es wurden Spundwand-Widerlager und ein Überbau aus Walzträgern in Beton (WIB) verwendet. Diese Lösung eignet sich besonders bei wenig Platz und schwierigem Baugrund. Beides war hier gegeben.
Die eingebrachten Stahlspundwände bilden die Grundlage für das Brückenwiderlager der Gronaubrücke

So wurde gebaut
Der Bau eines solchen Spundwand-Widerlagers erfolgt in mehreren Schritten:
Zuerst wurden lange Stahlspundwände mit einer Vibrationsramme in den Boden eingebracht. Sie greifen ineinander und bilden die tragende Wand des Widerlagers. Gleichzeitig sichern sie die Baugrube. Um die Spundwände stabil zu halten, wurden Gurtungen und Verankerungen eingebaut. Diese sorgen dafür, dass die Konstruktion auch unter Last sicher im Boden bleibt.
Danach wurde der Überbau hergestellt. Dabei wurden Stahlträger mit Beton kombiniert. So entstand ein tragfähiges Brückenelement. Der Überbau wurde direkt mit den Spundwänden verbunden. Die Verbindung erfolgt über eine Rahmenecke aus Stahlbeton am oberen Ende der Spundwände. Sie leitet die Kräfte aus dem Überbau zuverlässig in die tragende Konstruktion. Zum Abschluss wurde der Bereich hinter den Spundwänden mit Erdmaterial aufgefüllt und verdichtet. Danach folgte der Einbau des Gleisoberbaus mit Schotter, Schwellen und Schienen. Ein großer Vorteil dieser Bauweise ist, dass die Spundwände mehrere Funktionen übernehmen. Sie dienen als Verbau, Gründung und Widerlagerwand. Das spart Platz, Zeit und Material.

Der fertiggestellte Brückenüberbau mit Geländern und Spundwänden
Herausforderungen im Baugrund
Im ersten Bauabschnitt zeigte sich, dass der Baugrund schwierig war. Die geplante Methode, die Spundwände einzupressen, funktionierte nicht. Die rund 19 Meter langen Stahlprofile ließen sich nicht wie vorgesehen in den Boden drücken. Der Boden war zu kompakt und zu schwer zu durchdringen. Die Lösung bestand darin, den Boden vorzubohren. Erst danach konnten die Spundwände eingebracht werden. Im dritten Bauabschnitt wurde das Verfahren direkt angepasst und die Arbeiten verliefen dadurch deutlich reibungsloser.
Bau trifft Naturschutz
Die Gronau, über die die Brücke führt, ist ein ökologisch sensibles Gewässer. Deshalb durften die Spundwände nicht während der Laichzeiten der dort lebenden Fische eingebracht werden. Solche Vorgaben erfordern eine präzise Planung. Sie zeigen, dass Bau und Naturschutz gut zusammen funktionieren können.
Auf der vorbereiteten Betonplatte wurden Schienenhalterungen installiert.

Der letzte Schliff
Sowohl das neue Brückenbauwerk als auch der Gleisbau sind inzwischen abgeschlossen. Damit ist ein wichtiger Schritt für eine moderne und klimafreundliche S-Bahn-Verbindung zwischen Kaltenkirchen und Hamburg getan.
Die Stopfmaschine überquert die fertiggestellte Gronaubrücke : ein letzter Arbeitsschritt zur präzisen Ausrichtung und Stabilisierung des Gleisbetts.
